Üben unterstützen
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Dass Üben notwendig ist, wenn man ein Musikinstrument erlernen will, weiß fast Jeder. Aber warum eigentlich?

Aneignen des Unterrichtsstoffes: So wie beispielsweise in Mathe, Englisch oder Heimatsachkunde, wird auch im Streicherklassenunterricht Neues erlernt. Die meisten Stücke und Lieder, deren Umsetzung auf dem Instrument, der Aufbau einer guten Instrumentenhaltung und musiktheoretischer Lernstoff sind für die Streicher-klassenschüler in der Regel Neuland. Das, was in anderen Fächern Hausaufgaben oder das Lernen von Vokabeln für eine Fremdsprache sind – nämlich die Verankerung des neu Gelernten im Gedächtnis - ist für den Streicher-klassenunterricht das häusliche Üben.

Bewegungslernen: So natürlich und unkompliziert bei einem professionellen Instrumentalisten die Spielbewegungen auch aussehen – sie basieren in Wirklichkeit auf einem komplizierten Mechanismus. Viele kleine oder größere Teilbewegungen müssen gut aufeinander abgestimmt sein, damit die Bewegungsabläufe beim Musizieren störungsfrei funktionieren - so dass der Spieler seinem Instrument wohlklingende Töne entlocken kann und sich dabei wohlfühlt. Dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass einem musikinteressierten Menschen die Freude am Instrumentalspiel lange erhalten bleibt. Weil Streicherklassenunterricht dauerhafte Freude am Musizieren wecken möchte, ist der Aufbau guter spieltechnischer Grundlagen hier besonders wichtig. In kleinen Schritten werden aus dem Alltag bekannte Bewegungsabläufe auf das Instrumentalspiel übertragen und weniger bekannte Bewegungen neu erlernt. Damit das Gehirn die neuen Bewegungskombinationen so speichern kann, dass sie letztendlich unbewusst ablaufen, während sich der Spieler anderen Dingen (wie z.B. dem Notentext) widmet, ist häufige Wiederholung wichtig.

Training der Feinmuskulatur: Die für das Leben im Alltag notwendigen Bewegungen erfordern (mit einigen Ausnahmen in speziellen Berufen) keine besonders gut geübte Feinmuskulatur - das Instrumentalspiel schon. Hier sind die kleinen Muskeln, z.B. von Hand und Fingern, sogar sehr gefordert. Bei den meisten Anfängern muss sich, neben dem Wissenserwerb über die notwendigen Bewegungsformen, das Gefühl für die Funktion dieser kleinen Muskeln erst entwickeln. Genauso wie im Sport, ist dabei Training alles. Umgekehrt ist das Training der Feinmuskulatur übrigens auch Fitness fürs Gehirn – hier arbeiten beim Instrumentalspiel Bereiche, die sonst nicht so sehr gefordert sind.

„Viel hilft viel“ ist trotz alledem für Anfänger beim Üben auf dem Instrument nicht die richtige Devise. Nicht großer Zeitaufwand führt zum Erfolg, sondern Regelmäßigkeit. Abgesehen von einem ganz freien Tag pro Woche, den jeder Mensch haben darf, sollte ein Instrumentalschüler sein Instrument jeden Tag spielen. An zwei Wochentagen findet Streicherklassenunterricht statt. Wenn ein Tag frei sein soll, bleiben noch vier Tage, an denen Zeit für das Üben zu Hause eingeplant werden sollte. Für einen Streicher-klassenschüler der 1. Klasse braucht die tägliche Übzeit in der Regel nicht länger als 10 - 15 Minuten zu sein. Je älter das Kind ist, umso länger hält es am Instrument aus. Die Übzeit sollte so bemessen sein, dass Wiederholungen weniger gut gelungener Stücke oder Passagen möglich sind – die Stücke lediglich einmal durchzuspielen, reicht bestenfalls in den ersten 2 – 3 Monaten des Streicherklassenunterrichts aus. Wird die Übzeit aber so lange ausgedehnt, dass die Konzentration und damit die Aufmerksamkeit für Korrektheit, Haltung und Bewegungstechnik nachlässt, hilft das Üben nicht mehr viel.
Wenn ein Kind nicht üben will, ist das nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass es keine Freude an seinem Instrument hat. Dass man zu Hause, im Unterschied zum Streicherklassenunterricht, allein spielen muss, dass der beste Freund kurz vorher vom Fußballspielen geschwärmt hat, dass das Kind in dem Moment gerade Hunger oder das Bedürfnis nach Ruhe hat, oder eine andere Beschäftigung plötzlich unterbrechen muss, um mit dem Üben zu beginnen, sind häufig Gründe für Unlust. Auch das aufwändige Auspacken des Instrumentes kann den Spaß am Üben verderben. Laut einer Studie von Christian Harnischmacher (NMZ 3/1993) soll sogar die eigene Mutter ein häufiger Grund dafür sein, das häusliche Üben zu verweigern…
Unterstützung geben können Eltern auch, wenn sie selbst noch nie ein Musikinstrument in der Hand hatten. Folgende Punkte haben sich als wichtig erwiesen:

  1. Zeigen Sie Interesse an dem, was Ihr Kind tut.
  2. Planen Sie Zeit für das Üben ein und besprechen Sie mit Ihrem Kind seinen Tagesplan.
  3. Lassen Sie sich das Arbeitsmaterial zeigen, das Ihr Kind vom Streicherklassenunterricht mitbringt.
  4. Helfen Sie bei der Instrumentenpflege und bei Bedarf beim Aus- und Einpacken.
  5. Halten Sie Kontakt zu den Streicherklassenlehrern.
  6. Ermöglichen Sie Ihrem Kind die regelmäßige Teilnahme am Streicherklassenunterricht und an den Projekten und Auftritten der Streicherklasse, auch wenn dafür die Nachmittags- oder Wochenendplanung der Familie vielleicht einmal angepasst werden muss.